Da ist bestimmt eine Hippie-Kommune im Wald [Etappe 8]

Heute ging es wie geplant weg vom schlechten Wetter 278 km weiter gen Süd-Ost. Und damit wieder nach Schweden. Wir werden routinierter und abgebrühter, was die tägliche Tour angeht.

Wobei das auch was mit der heutigen Etappe zu tun gehabt haben mag. Erstmal ging es durch Wälder über Berge Richtung Grenze. Je näher wir der Grenze kamen, desto dünner wurde die Besiedelung. Die Grenze war nur an einem Grenzstein zu erkennen.

Ich habe selten so viele Kilometer mit so wenigen Richtungswechseln hinter mich gebracht. Das Navi ist auf der Distanz von 278 km mit 5 Anweisungen ausgekommen. Wäre da nicht die Vollsperrung ohne Umleitung in Norwegen gewesen.

Also war Improvisation gefragt. Straßenkarte auf, Gegend untersucht und festgestellt: es gibt neben der Bundesstraße noch genau eine Straße die diesen Ort mit dem nächsten Verbindet. Das Navi meldete gehorsam „Ihr Wegpunkt liegt auf einer unbefestigten Straße“. Also warnte ich meine Begleiterin vor: „Achtung, das wird jetzt wild.“ Ich hatte recht. Nach dem Wohngebiet sind wir in den Wald abgebogen. Und dann erst über Schotter und über Sandwege gefahren. Mit großen Wasserflächen vom Regen. Also sind wir schön langsam über diesen Sandweg gefahren.

Und auf Schwedischer Seite der Grenze ging es dann die restlichen gut 170 km durch … nichts. Ab und zu ein Haus, aber quasi keinerlei Infrastruktur. Nix. Wir haben einfach am Straßenrand (Schwedische Parkplätze sind einfach etwas breitere Asphaltabschnitte) Pause gemacht, als sich dieses Ereignis abspielte:

Während wir also dort Pause machten, kletterte aus dem Wald auf der Gegenüberliegenden Straßenseite ein Mann mit Jeansweste und Schlaghose. Mit viel Schlag. Er stand keine 5 Minuten auf der anderen Straßenseite als plötzlich ein Linienbus auftauchte, hielt und der Mann einstieg.

Jetzt wo ich das aufschreibe muss ich an die Känguruh-Trilogie denken. Das ist schon zu witzig um nicht wahr zu sein. Aber das ist ja auch egal – es ist ja witzig!

Als wir unsere Pause beendeten, entdeckten wir einige hundert Meter weiter ein Haus, aus dem der Mann gekommen sein muss. In seiner Schlaghose aus einer anderen Zeit.

Ebenfalls sind uns heute das erste mal echte Elche begegnet, die bei unserem Anblick immerhin direkt die Flucht ergriffen haben.

Kurz vor dem Ziel dann haben es die Schweden gut gemeint: die Straße wird erneuert und der Schotter war so locker, das unsere Maschinen direkt das Tanzen anfingen. Glücklicherweise nur für ein paar hundert Meter.

Immerhin: unser Plan, dem schlechten Wetter auszuweichen, scheint einigermaßen aufzugehen. Wir sind heute in einen kleinen Regenschauer geraten, ansonsten hatten wir sehr gutes Wetter wenn auch mit niedrigen Temperaturen.

Und nun sind wir gefühlt mitten im Nirgendwo an einem riesigen See auf einem Campingplatz. Wir werden hier einen Tag länger bleiben und Kräfte tanken, bevor es weitergeht. Daher haben wir uns auch eine kleine Hütte gebucht und nicht das Zelt aufgestellt. Worüber wir inzwischen sehr froh sind, so windig wie es hier im Moment ist.

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